Mittlerweile erwachsen erzählen uns 22 Menschen in dieser Publikation von ihren Erfahrungen in den Kinder- und Jugendzentren des Verein Spektrum in Salzburg, wo sie ein zweites Wohnzimmer gefunden und konkrete Unterstützung der Sozialarbeiter*innen bekommen haben. Die Biographien werden mit den Arbeitsprinzipien der offenen Kinder- und Jugendarbeit verknüpft, ohne dass das Geschichtenbuch zum Handbuch wird.
Treffpunkt, Wohnzimmer, Beratungsstelle, Zufluchtsort
Pünktlich um 15 Uhr kommt die 9‑jährige Vanni mit ihrer kleinen Schwester in die Schumacherstraße 20. Da öffnet das Kinderzentrum Lehen seine Türen. „Wir haben uns hier geschont“, erzählt sie zwölf Jahre später. „Wir haben uns Gutes getan, wenn wir hierherkamen. Es war ein Zufluchtsort, daheim ging es drunter und drüber.“ Das erste Busserl, Turnshows, Übernachtungsaktionen und gute Gespräche mit den Pädagog*innen prägen ihre Erinnerungen an diese Zeit.
Welche Bedeutung haben die Angebote der Kinder- und Jugendzentren?
„Mit unseren soziokulturellen Angeboten in verschiedenen Stadtteilen sind wir seit mehr als 40 Jahren nah an Kindern und Jugendlichen, mitten in ihrer Lebenswelt und beständiger Teil ihres Alltags. Da lag es nahe ehemalige Besucher*innen erzählen zu lassen, welche Erfahrungen sie in den Kinder- und Jugendzentren gemacht haben. Uns hat besonders interessiert, was sie aus dieser Zeit für ihr späteres Leben mitgenommen haben.“, sagt Thomas Schuster, einer der Herausgeber, zur Idee des Buchs. Das Sammelsurium an Erinnerungen ermöglicht einen Blick in den Facettenreichtum des JUZ-Alltags und eröffnet damit eine neue Perspektive auf die Jugendarbeit. Die berührenden Einblicke zeigen die wichtige Sozialisationsrolle der Betreuer*innen, sei es als kontinuierliche Ansprechpersonen für Fragen aller Art, als Berater*innen, Impuls- und Ideengeber*innen oder auch als Reibebaum: Die Beziehung wird als zentrales Element in vielen Erzählungen spürbar.
Know-how am Kicker
Darüber hinaus machen die Interviews die Jugendarbeit als kompetenten Ort für den Umgang mit Diversität von Kindern und Jugendlichen sichtbar, als Ort des Respekts, der Integration und der Bildung, der sich nachhaltig auf die Persönlichkeitsentwicklung vieler ausgewirkt hat. Auch der fachliche Aspekt kommt nicht zu kurz, wenn er auch nur eine Nebenrolle spielt, wie Petra Burgstaller, eine der Autor*innen berichtet: „Wir verknüpfen die 22 Geschichten mit unseren zentralen Arbeitsprinzipien, die als Schlagwörter bei den Texten angeführt und im Schlussteil vorgestellt werden. Sie zeigen wie viel Know-how und Konzept hinter einer Partie Tischfußball und einem Gespräch stecken.“
Zitate
„Was mich hier erwartet hat, war ein Platz zum Kindsein unterm Dach, besser hätte ich es mir gar nicht vorstellen können: viele Freunde, Räume zum Herumtoben und immer was zu tun.“ (Felix)
„Alle haben uns mit Respekt behandelt.“ (Songül)
„Das Spielen, die Veranstaltungen, das laute Musik hören im Discoraum waren klasse, aber am allerwichtigsten waren für mich die Gespräche mit den Betreuer*innen.“ (Lokman)
Fakten zum Buch
Verein Spektrum: JUZ – die offene Kinder- und Jugendarbeit in 22 Geschichten“, Edition Tandem, 2021, 144 Seiten, ISBN 978–3‑904068–53‑6
Leseprobe: https://www.edition-tandem.at/juz-die-offene-kinder-und-und-jugendarbeit-in-22-geschichten/
Kontakt
Verein Spektrum, Petra Burgstaller, pburgstaller@spektrum.at